Brockhaus Definition:

Werwolf [mhd. werwolf, aus ahd. wer >Mann< und Wolf]


1) Geschichte: am 02.04.1945 von J. Goebbels proklamierte nat.-soz. Untergrundarmee, die in einem militärisch besiegten Dtl. bis zum >Endsieg< weiterkämpfen sollte. Der W. verübte in den bereits von allierten Truppen besetzten dt. Gebieten Sabotage- und Terrorakte u.a. gegen lokale und regionale Widerstandsorganisationen, die sich letzten nat.-soz. Verteidigungsaktionen und Zerstörungen widersetzten, blieb aber militärisch bedeutungslos.

2) Volksglauben: der in einen Wolf verwandelte Mensch; wurzelnd in der nordgerman. Seelenvorstellung, nach der die Seele den schlafenden Menschen verlässt und Wolfs- oder Bärengestalt annimmt. Der Wolf, der bei Nacht sehen und jagen kann, galt in Skandinavien, im Baltikum, bei den Kelten u.a. frühen Völkern als Tier des Lichts und der Stärke. Auch der griech. Zeus hatte einen Wolfsaspekt und die Vorstellung des Gestaltwandels von Göttern wie Menschen war auch in der griech. und röm. Antike lebendig. Die ältesten Belege für W. im german. Bereich finden sich in der >Völsunga saga< bei Bonifatius und im MA. bei Burchard von Worms (*965, †1025). Noch bis ins 18.Jh. glaubte man, dass auch durch Anlegen eines Wolffells oder eines Gürtels aus Wolfsleder eine solche Verwandlung ausgelöst werden könne. Der W. fällt, dem Wesen eines Wolfs entsprechend, Haustiere und Menschen an, frisst oder zerreißt sie. Dem W. verwandt ist der hessisch-westfäl. Böxenwolf, der in Wolfsgestalt den Menschen aufhockt, in Skandinavien der Varulf, im südslaw. Bereich der Vukodlak, in Frankreich der loup-garou. Der Glaube, dass Menschen sich zeitweise in Raubtiere verwandeln, besteht auch (bis heute) in Asien (Tiger) und Afrika (Löwe, Leopard, Hyäne).

L. Kretzenbacher: Kynokephale Dämonen südosteurop. Volksdichtung (1968)
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